
Haftstrafe für Lotterie-Hacker
Der Hacker Anwar Batson (29) wurde von einem Londoner Gericht zu neun Monaten Haft verurteilt. Grund ist ein Cyberangriff auf die britische Nationallotterie (Camelot) im Jahr 2016. Batson gelang es, sich illegalen Zugang zu über 26.000 Spielerkonten zu verschaffen. Könnte sich der Fall negativ für Camelot in Bezug auf die kommende Vergabe der Nationallotterie-Lizenz auswirken?
Das Geständnis des in London lebenden Hackers Anwars Batson ließ lange auf sich warten – erst im Dezember letzten Jahres bekannte er sich in vier von sieben Anlagepunkten für schuldig. Der Fall liegt bereits seit 2016 auf dem Tisch des Vorsitzenden Richters Jeffrey Pegden (Southwark Crown Court), der ihn aktuell zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten verurteilte, dazu muss der Angeklagte die Verfahrenskosten tragen.
Vor Gericht stand Batson wegen massiver Cyberattacken auf die britische Nationallotterie. Mithilfe eines speziellen Computerprogramms verschaffte er sich illegalen Zugang zu über 26.000 Spielerkonten, ursprünglich belief sich die Anklage sogar auf Millionen von Konten. Daniel Kersh, Batsons Verteidiger, hoffte bei der Urteilsverkündung auf Milde: „Er ist 29 Jahre alt, er hat keine Vorstrafen. Er ist seit 2018 in Arbeit. Diese Straftaten gehen auf das Jahr 2016 zurück“, so das Kredo des Juristen.
Zwei Komplizen ebenfalls in Haft
In Batsons kriminelle Machenschaften waren zudem zwei Komplizen involviert, Daniel Thompson und Idris Akinwunmi. An diese gab Batson seine Nutzerdaten weiter. Demnach bedienten sich auch die Mittäter an den Kundengeldern, sie zwackten vermehrt kleinere Summe, bis zu 13 Pfund, von den einzelnen Konten ab. Letzten Endes war es Akinwunmi, den die Polizei als erstes in Haft nahm. Über ihn gelangten sie schließlich auf die Spur des eigentlichen Haupttäters. Batsons Komplizen wurden bereits im Vorfeld zu acht (Akinwunmi) und vier Monaten (Thompson) Gefängnis verurteilt.
Dem Vorsitzenden Richter ging es hierbei vor allem darum, ein Exempel gegen Cyberkriminalität zu statuieren. Cyberkriminalität wird in Zeiten der Digitalisierung hart bestraft, so das Fazit des Richters. Cyberkriminelle sollen nicht glauben, dass sie mit ihren Vergehen davonkommen.
Auf Basis seines Geständnisses, erfolgte nun die Urteilsverkündung, welche dem Angeklagten trotz des hohen Strafmaßes entgegenkommen dürfte. Immerhin hat er laut Camelot einen Schaden von über 230.000 Pfund Sterling (~ 269.000 Euro) verursacht. Laut Berichten der britischen Boulevardzeitung Dailymail, haben über 250 Kunden ihre Konten nach dem Bekanntwerden des Diebstahls gekündigt, der Grund waren Sicherheitsbedenken. Insgesamt hat der Betreiber Camelot über neun Millionen Kundenkonten auf der Spielerdatenbank der Nationallotterie gespeichert.
Camelots Lotterie-Lizenz gefährdet
Folglich steht die Frage im Raum, ob sich der Zwischenfall um Batson negativ auf Camelot in Bezug auf die neue Lizenzvergabe für die Nationallotterie auswirken könnte. Erst im November 2019 feierte die Lotterie ihren 25. Geburtstag unter Camelot. Für den Anbieter könnte dies nun der letzte runde Geburtstag als Lotteriebetreiber gewesen sein, die mehrfach verlängerte Betriebslizenz läuft ohnehin 2023 aus.
Camelot wurde von der UK Gambling Commission (UKGC) zuletzt im September 2018 mit einer Strafe von 1,15 Mio. Pfund belegt. Der Grund waren laut UKGC „historische Kontrolldefizite.“ Die Frage, wer neuer National Lotterie-Verwalter wird, wurde von der UKGC nur zwei Monate später gestellt. UKGC-CEO Neil McArthur gab bekannt, eine „bunte Auswahl“ an Anbietern zu befürworten.
Beim Rennen um die Lizenzvergabe muss Camelot daher mit starker Konkurrenz rechnen. Großes Interesse zeigte bereits eine ganze Riege renommierter Betreiber, unter anderem der auf Gibraltar lizenzierte Anbieter Lottoland, die in Las Vegas ansässige Scientific Games Corporation, der englische Health Lottery-Betreiber Northern und die Shell Group. Darüber hinaus gilt der britische Verleger Richard Desmond (68), Inhaber der Express-Zeitungen, als einer der einflussreichsten Kandidaten. Dieser ist im Lotteriegeschäft bereits erfahren, neben seinen Medienunternehmen betreibt er eine erfolgreiche Gesundheitslotterie. Die Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.